Kuldiga. Charmante Kleinstadt mit musealem Flair

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Kuldiga - eine Stadt wie in einem Historienfilm. Rund 150 km von der Hauptstadt Riga entfernt in der Provinz Kurzeme (deutsch: Kurland) gelegen, zählt der malerische Ort am Ufer der Venta zu den lohnendsten Touristenzielen Lettlands. Sein romantisches Ambiente verdankt Kuldiga den zahlreichen historischen Bauten und Kaufmannshäusern aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Neben ihrer sehenswerten Architektur hat die Stadt auch den breitesten Wasserfall Europas sowie die längste Backsteinbrücke des Kontinents zu bieten. 

Kuldiga ist ein ideales Ziel für Kulturreisende: Der Touristenanstrom hält sich in überschaubaren Grenzen, im Vergleich zur quirligen Hauptstadt Riga wirkt das Städtchen geradezu verschlafen. Provinzieller Charme und ein imposantes historisches Erbe liegen nah beieinander.

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Die Stadt an der Venta blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Erste archäologische Besiedlungsspuren sollen auf das 2. Jahrtausend v. Chr. zurückgehen. Doch die eigentliche Geburtsstunde der Stadt liegt im frühen Mittelalter, als die Region vom Deutschen Orden erobert wurde. Von 1242 bis 1245 wurde am linken Ufer der Venta eine befestigte Anlage erbaut, die zunächst "Jesusburg" hieß und anschließend in "Goldingen" unbenannt wurde - die deutsche Bezeichnung für Kuldiga. Im Jahr 1378 trat die Stadt der Hanse bei und wurde zum florierenden Handelszentrum. 

Ihre Blütezeit erlebte Kuldiga im 17. Jahrhundert: Neben zahlreichen Handwerksbetrieben verfügte die Stadt über eine Werft, eine Papiermühle sowie mehrere Kali- und Salpetersiedereien. Die Einwohnerzahl stieg auf für damalige Verhältnisse beachtliche 3.000 an. Doch der Nordische Krieg bereitete dem wirtschaftlichen Treiben ein jähes Ende. Die Stadt fiel zunächst unter polnisch-litauische, anschließend unter russische Herrschaft, erst im 19. Jahrhundert kam die Region langsam wieder auf die Beine. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzte die Rote Armee Kuldiga. Für die Sowjetunion war die Stadt jedoch nicht von großer Bedeutung, und so entstand weder eine bedeutsame Industrie noch eine nennenswerte Infrastruktur - eine Bahnverbindung nach Kuldiga sucht man bis heute vergebens. Mittlerweile hat das Städtchen die post-sozialistische Tristesse größtenteils überwunden - nicht zuletzt dank EU-Förderungen. Ein Großteil der Straßen wurde asphaltiert, die Fußgängerzone in der Altstadt verfügt über ein frisches Kopfsteinpflaster. Selbst die 1874 erbaute Backsteinbrücke - das heimliche Wahrzeichen von Kuldiga - ist seit wenigen Jahren restauriert und erstrahlt in neuem Glanz. 

Mit einer Länge von 165 Meter ist das monumentale Bauwerk über der Venta die Rekordhalterin unter Europas Backsteinbrücken. Erst kürzlich, nämlich im Jahr 2008, wurde sie in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Von der Brücke aus genießt man zugleich einen wunderbaren Ausblick auf den Wasserfall der Venta - mit 249 Meter der breiteste seiner Art innerhalb Europas. Wohl gemerkt: Es handelt es sich um den breitesten, nicht den höchsten Wasserfall des Kontinents. Manche Reiseführer sind der Ansicht, dass der sogenannte Ventas Rumba mit einer Höhe von 2 Meter eher die Bezeichnung "Stromschnelle" verdient. Wie dem auch sei, der sich gleichmäßig über die Flussbreite erstreckende Wasserfall der Venta ist zweifelsohne ein imposantes Naturschauspiel. Ein Besuch lohnt sich besonders in den Abendstunden. Denn zu dieser Zeit glitzert das Licht der untergehenden Abendsonne romantisch im sanft dahin dümpelnden Wasser der Venta. 

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Über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist Kuldiga nicht nur für den Venta- Wasserfall, sondern auch dank des Flüsschens Alekupite, das sich mitten durch die Altstadt schlängelt. Die engen Gassen der Innenstadt mit ihren direkt am Flussufer errichteten Häusern wecken Erinnerungen an die italienische Lagunenstadt, weswegen Kuldiga auch den Beinamen "Lettisches Venedig" trägt. 

Sehenswert ist darüber hinaus die historische Altstadt Kuldigas - das Städtchen erscheint mancherorts fast wie ein kleines Freilichtmuseum. Sein nostalgisches Flair verdankt der Stadtkern einem dichten Ensemble aus Bauten des 17. bis 19. Jahrhunderts, die unterschiedliche Architekturrichtungen widerspiegeln: Renaissance-Bauten reihen sich neben Gebäude im Barock- und Gotikstil. Charakteristisch für Kuldiga sind übrigens die kleinen Fenster über den Eingangstüren der Häuser. Das älteste noch erhaltene Wohnhaus der Stadt stammt aus dem Jahr 1670. Hervorzuheben ist außerdem das ehemalige Rathaus aus dem 17. Jahrhundert, dessen Keller einst als Gefängnis diente. Heute geht es rund um das historische Gebäude wesentlich entspannter zu. Am Rathausplatz finden regelmäßig Märkte statt, auf denen ortstypische Delikatessen feilgeboten werden. 

Am linken Ufer der Venta ist ein begrünter Hügel zu erkennen. Es handelt sich um den Schlosspark, welcher Relikte der im 13. Jahrhundert errichteten Gründungsanlage enthält. Während des Nordischen Krieges wurde die Ordensburg von den Schweden zerstört. Nur noch Fragmente des altertümlichen Kreuzgewölbes erinnern heute an den einst mächtigen zweistöckigen Konventbau des Deutschen Ordens - und damit an die Gründungstage der Stadt. Erhalten geblieben ist hingegen die mittelalterliche Katharinenkirche, die im Jahr 1252 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Ihr heutiges, barockes Aussehen erhielt sie freilich erst im Zuge eines Umbaus im 17. Jahrhundert. Vom Kirchturm aus genießen Besucher einen wunderbaren Ausblick auf das Städtchen sowie auf die Venta. 

Auch die Umgebung von Kuldiga hat einige Besonderheiten zu bieten. Etwa 5 km nördlich der Stadt befindet sich die Riezupe-Höhle, das längste Sandsteinhöhlenlabyrinth Lettlands. Die bis zu 460 Meter langen, schneeweißen und teils sehr engen Schächte können im Sommer - nur mit einer Kerze ausgerüstet - besichtigt werden. Für Kulturinteressierte lohnt sich darüber hinaus ein Besuch des kleines Orts Edole im Kreis Kuldiga. Die hier im Jahr 1265 errichtete Ordensburg ist im Gegensatz zur Burganlage in Kuldiga erhalten geblieben und beherbergt heute ein Museum. 

Neben zahlreichen kulturellen Schmankerln genießen Besucher in Kuldiga nicht zuletzt auch die ausgezeichnete lettische Küche - etwa in einem der romantisch am Fluss Alekupite gelegenen Restaurants. Wer das Städtchen im Frühsommer besucht, kann außerdem am Ufer der Venta gemeinsam mit Einheimischen ausgiebig die Sommersonnenwende feiern. Darüber hinaus werden von örtlichen Veranstaltern Ruder-, Wander- und Campingtouren in der Umgebung angeboten. Es gibt somit zahlreiche Möglichkeiten, eine Kulturreise nach Kuldiga entspannt ausklingen zu lassen.

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