Die Masuren. Malerische Kulturlandschaft im Nordosten Polens

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Ein magischer Name (polnisch: Mazury) und ein Versprechen auf Urwüchsigkeit und Naturidylle: "Das Land der 3.000 Seen", wie die Masuren auch genannt werden, liegt im Süden der ehemaligen Provinz Ostpreußen. Im heutigen Polen heißt die nicht eindeutig begrenzte Region Ermland-Masuren und reicht fast bis an die Landesgrenze zu Weißrussland.

Als Reiseziel locken die Masuren mit einsamen Wäldern und stillen Gewässern, historischen Städten wie Olsztyn (Allenstein) und einem reichen geschichtlichen Vermächtnis. Ruhe und Erholung suchende Urlauber genießen hier eine Umgebung, die ihnen spannende Kontraste zwischen Vergangenheit und Gegenwart eröffnet. Wer Wert auf eine entspannte und zugleich dynamische Grundatmosphäre legt, erfüllt sich diesen Wunsch auf einer Reise in den Masuren. Hier werden Traditionen hoch gehalten, aber Rückständigkeit lässt sich bei den gastfreundlichen Einwohnern der Masuren nicht feststellen.

Die Masuren und ihre vielfältige Historie

Die Geschichte Masuriens reicht zurück ins 13. Jahrhundert und ist eng mit dem Deutschen Orden verbunden. Im Zuge der Ostkolonisation, die die römisch-katholische Ordensgemeinschaft während des Mittelalters vollzog, wurden Menschen aus Westfalen und Niedersachsen als Siedler für das Gebiet der heutigen Masuren angeworben. Zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert wanderten aus dem östlich der Weichsel liegenden Masowien evangelische "Masuren" ein, denen die Region und die Seenplatte ihren Namen verdanken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das frühere Ostpreußen zwischen Polen und der damaligen UdSSR aufgeteilt. Bereits nach Ende des Ersten Weltkrieges hatte die polnische Regierung Anspruch auf die Masuren erhoben. Doch bei der Volksabstimmung entschieden sich annähernd 100 Prozent der Bevölkerung für die Zugehörigkeit zu Ostpreußen und damit zu Deutschland.

In den Jahren zwischen den Kriegen wurden in den Masuren berühmte Persönlichkeiten wie die Schriftsteller Siegfried Lenz und Arno Surminski geboren, die ihrer ostpreußischen Heimat ein literarisches Denkmal setzten. Lenz machte mit seinen Erzählungen "So zärtlich war Suleyken" den drolligen Charme des in Masurien gesprochenen Dialekts bekannt. Weitere Prominente wie der Kritiker Joachim Kaiser, die Schauspielerin Ingrid van Bergen und der Fußballtrainer Udo Lattek kamen ebenfalls in den 1920er- und 30er-Jahren im Süden Ostpreußens auf die Welt. Als größter aus den Masuren stammender Denker gilt der Philosoph Johann Gottfried Herder (geboren 1744 in Mohrungen und gestorben 1803 in Weimar). Gemeinsam mit Wieland, Goethe und Schiller prägte er die Epoche der deutschen Aufklärung.

Faszinierende Masuren: Naturparadies und Hochburg der Kultur

Die Masuren sind reich an reizvollen Landschaften und traumhaften Erholungsgebieten. Zahlreiche Aktivitäten zum Ausspannen bieten sich in der unverfälschten Natur an: Wanderungen, Radtouren, Ausritte und Off-Road-Touren in märchenhaft anmutender Idylle. Die Masurische Seenplatte mit den beiden größten Gewässern Spirdingsee und Mauersee sowie viele Flussläufe ziehen Wassersportler an. Segeln, Kajak- und Kanufahren oder Eissegeln werden hier mit Begeisterung betrieben. Angler fangen Aal und Zander, Hecht und Barsch. Ferien auf dem Hausboot oder per Motorgleitschirm den Zauber der Masuren von oben zu erleben, sind weitere reizvolle Optionen für den Aktivurlaub.

Die hügelige, waldreiche Rominter Heide zwischen Russland und Polen gilt als ein Juwel unter den masurischen Landschaften. Sie ist Teil der russisch-polnischen "Großen Wildnis", die auch den Bialowieza-Urwald umfasst. Unvollendet blieb der rund 50 km lange Masurische Kanal, der ursprünglich als Verbindung nach Königsberg (heute Kaliningrad) geplant war. Einst das größte Forstgebiet des Deutschen Reiches, bildet die überwiegend mit Nadelbäumen bewaldete Johannisberger Heide heute Polens weitläufigstes Waldgebiet. Das traditionelle Ostpreußenlied "Land der dunklen Wälder" nimmt Bezug auf dieses rund 1.000 ha große Areal. Flora und Fauna der Johannisberger Heide und der Niedersee lohnen einen Besuch. Unweit von Allenstein (Olsztyn) können im Borker Horst frei lebende Wisente beobachtet werden.

Entdeckungen in den Masuren lassen sich auch als abwechslungsreiche und eindrucksvolle Kulturreise gestalten. Zu den Sehenswürdigkeiten in der Region zählen Bauwerke im sogenannten "Masurischen Bauernbarock" wie die Dorfkirche in Sorkwitten. Tausende gläubige Katholiken besuchen eines der berühmtesten Baudenkmäler des Ermlandes, die barocke Wallfahrtskirche in Heiligelinde.

Im Gasthaus von Golkowen werden im "Salon Marion Dönhoff" Erinnerungen an die im Jahr 2002 verstorbene deutsche Publizistin Marion Gräfin Dönhoff wach. Sie stammte aus einer Adelsfamilie, die in Friedrichstein, Ostpreußens größtem Schloss, nahe Königsberg im heutigen Russland ansässig war - nicht zu verwechseln mit dem Barockschloss Dönhoffstädt im Dorf Drogoze an der russischen Grenze. Eine andere berühmte ostpreußische Familie waren die von Lehndorffs. Im Schloss Steinort können die Überreste ihres herrschaftlichen Stammsitzes besichtigt werden. Die sehenswerte Marina des masurischen Dorfes Steinort (Sztynort) ist einer der größten Boots- und Jachthäfen der Seenplatte. Das Andenken an eine weitere Adelsfamilie Ostpreußens bewahrt die "Pyramide in Rapa" oder das "Mausoleum in der Luschnitz". Das 1811 erbaute Grabmal im ehemaligen Angerapp beherbergt die Gebeine derer von Fahrenheid.

Einer der Höhepunkte unter den empfehlenswerten Ausflügen bei einer Reise in den Masuren wartet in Rastenburg (Ketrzyn). Damit ist nicht das ehemalige "Führerhauptquartier Wolfsschanze" südlich von Kaliningrad gemeint, das sich zahlreiche Besucher nicht entgehen lassen. Rastenburg, der Geburtsort des deutschen Dramatikers und Dichters Arno Holz (1863-1929), ist bekannt als Keimzelle des Deutschen Ordens. Die historische Ordensburg aus dem 14. Jahrhundert wurde mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Sie besitzt einen hohen Rang als Baudenkmal und herausragendes Beispiel gotischer Architekturkunst.

Die Masuren besitzen mit der Stadt Olsztyn eine Metropole am Fluss Alle inmitten der zauberhaften Hügellandschaft der Allensteiner Seenplatte. Früher trug die über 174.000 Einwohner zählende Stadt den Namen Allenstein. Sie wurde anno 1353 gegründet und blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Bei einem Altstadtbummel offenbaren sich die Schätze von Allenstein in den unterschiedlichsten Baustilen: Die ehrwürdige Ordensburg vereint mittelalterliche Baukunst mit barock-klassizistischer Architektur. Vor der Burg steht das Kopernikus-Denkmal zur Erinnerung an den bedeutenden Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543). Dieser war als Domherr des Fürstbistums Ermland in Preußen ein Verbündeter Polens gegen den Deutschen Orden.

Heute beherbergt die Burg Allenstein das 1921 als Heimatmuseum eröffnete "Museum für Ermland und Masuren". Aus dem Mittelalter blieben das "Hohe Tor" und Teile der alten Wehrmauern in Allenstein erhalten. Ein barocker Backsteinbau ist die St.-Jakobus-Kirche aus dem frühen 15. Jahrhundert, während das Alte Rathaus im spätgotischen Baustil errichtet wurde. Jugendstilhäuser, die barocke Jerusalem-Kapelle und Sakaralbauten im neuromanischen, neugotischen und neubarocken Stil aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ergeben eine reizvolle Mischung sehenswerter Architektur.

Weitere Touristenattraktionen in den Masuren

Kulinarische Genüsse hat die deftige, ländliche Küche Masuriens in großer Zahl zu bieten. Regionale Spezialitäten in Ermland-Masuren sind unter anderem das "Kotelett auf masurische Art" mit Pflaumenmussoße, mit Fleisch gefüllter Kartoffelkuchen oder Piroggen mit Quarkfüllung. Viele Rezepte für Fleisch- und Kartoffelgerichte stammen noch aus preußischer Zeit. Die zahlreichen Suppen, die üppig verwendete Sahne und Kräuter wie Dill und Majoran oder Kümmelgewürz sind typisch für die masurische Küche. Ein imposanter Leckerbissen ist der fast 50 cm hohe, goldig schimmernde Baumkuchen, in dessen Teig 60 Eier landen. "Bärenfang", ein unwiderstehlicher Honiglikör, oder Mohnschnaps sollten keinesfalls verschmäht werden.

Die Masuren feiern gern, und Besucher sind überall bei Volksfesten und Musikfestivals mit Jazz, Folklore, Shantys und Countrymusic am und auf dem Wasser willkommen. Masuriens viele Burgen eignen sich perfekt als Kulisse für die bei den Polen so beliebten Ritterspiele wie die alljährlich wiederkehrende "Schlacht von Grunwald", bei der 1410 die Heerscharen des Deutschen Ordens die Verlierer waren. Am Ostermontag ist es in den Masuren üblich, sich gegenseitig im Rahmen des "smigus dyngus" mit Wasser zu bespritzen. Dieser Brauch steht in keinem Zusammenhang mit der christlichen Botschaft des Osterfestes. In der Johannisnacht am 23. Juni schicken die Masuren große Lichterkränze auf die "Reise zum Meer".

Manchem mag der Besuch in den Masuren wie eine Zeitreise vorkommen, doch moderner Lebensstil hat hier längst Einzug gehalten - jedenfalls profitieren Reisende von der ständig verbesserten touristischen Infrastruktur.

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