Geschichte der Halbinsel Krim

Halbinsel Krim

Schon seit Menschengedenken ist die Halbinsel im Nördlichen Schwarzmeer wegen ihrer politisch, ökonomisch und strategisch günstigen Lage und den klimatisch vielfältigen Bedingungen eine begehrenswerte Beute. Das kann man allein an der Besiedlung verschiedenster Völker mit unterschiedlichen Religionen in den letzten drei Jahrtausenden erkennen. Weit vor unserer Zeitrechnung siedelten Kimmerier und Taurier auf der Krim. Sie wurden alsbald von den Skythen verdrängt. In der Folge war die Krim Heimat für Griechen, Römer, Alanen, Sarmaten, Goten, Hunnen und Chasaren.

Im Jahre 988 besetzt der Kiewer Großfürst Volodymyr das byzantinische Chersones, heiratet die Schwester des Kaisers Basileios II., nimmt den christlichen Glauben an und hebt das russisch-orthodoxe Christentum aus der Taufe. Im Zuge des Ausbaus der Handelsrouten gründen Armenier, Venezianer und Genueser im Mittelalter Siedlungen und hinterlassen ihre Spuren auf der Krim.

Eine nächste Zäsur ereilt die Halbinsel im 13. Jahrhundert, als die Mongolen bei Ihrem Sturm durch Europa die Krim einnehmen und der Islam für lange Zeit vorherrschende Religion auf der Halbinsel wird. In diese Epoche fällt auch die Regierungszeit des Krimkhanats, das von Tataren nach der Niederschlagung der Goldenen Horde im Jahre 1427 ausgerufen wird und sich für die nächsten drei Jahrhunderte als bedeutender Machtfaktor an der Nordküste des Schwarzen Meeres etabliert.

Nach Ende des ersten Russisch-Türkischen Krieges im Jahre 1774 wird im Frieden von Kütschük Kainardschi die Unabhängigkeit der Krim besiegelt, ehe Katharina die Große die Halbinsel im Jahre 1783 durch den Fürsten Potemkin annektieren und für die Ewigkeit als dem Russischen Reich zugehörig deklarieren lässt.

Ein Großteil der Tataren flieht daraufhin ins Osmanische Reich und es zeichnet sich ab, dass sie damit die Bevölkerungsmehrheit verlieren. Neben dieser Russifizierung der Krim fördert Katharina in besonderem Maße auch den Zuzug westeuropäischer Siedler, die dem Leben und der Kultur auf der Krim neue Facetten verleihen.

In den Folgejahren kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, die schließlich im Krimkrieg 1853 - 1856 gipfelten. In diesem Krieg, der als erster moderner Stellungskrieg der Weltgeschichte gilt, standen sich Russland und das immer mehr an Einfluss verlierende Osmanische Reich mit seinen Verbündeten Großbritannien, Frankreich und Sardinien-Piemont gegenüber. Ziel der Alliierten war es, dem russischen Vormachtstreben in Südosteuropa entgegenzutreten.

Obwohl Russland den Krieg verlor, die Integrität des Osmanischen Reiches anerkennen und eroberte Gebiete wieder abtreten musste, wird der Krieg, der seine Entscheidung auf der Krim im Kampf um Sewastopol fand, bis heute von Russland positiv als Symbol des russischen Heldentums bewertet. 349 Tage widerstanden die russischen Truppen der Belagerung Sewastopols durch die Alliierten, bevor sie die völlig zerstörte Stadt preisgeben mussten.

Wie große Teile Europas erlebte die Krim in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine sprunghafte Entwicklung. Neben der Inbetriebnahme der ersten Eisenbahnlinie auf der Halbinsel im Jahre 1875 und des Wiederaufbaus der russischen Schwarzmeerflotte wuchs im Zuge der Industrialisierung die Bevölkerungszahl um das Doppelte. In dieser Zeit etablierte sich die Südküste der Krim erstmals als Kur- und Erholungszentrum.

Im Jahre 1905 wankte die Zarenherrschaft, als unzufriedene Matrosen auf dem vor Sewastopol liegenden Panzerkreuzer Potjomkin (Potemkin) meuterten und die Russische Revolution von 1905 - 1907 in Gang setzten.

Nach der Oktoberrevolution im Jahre 1917 erlebte die Krim bittere Jahre des Bürgerkrieges, in denen die Macht ständig wechselte. Erst im November des Jahres 1920 vertrieb die Rote Armee unter Michail Frunse die letzen zarentreuen Weißgardisten von der Halbinsel. Im folgenden Jahr wurde die Krim zur autonomen sozialistischen Sowjetrepublik. Seit dem Ende der 20er Jahre verfolgte man unter Stalins Führung die systematische Vertreibung die ansässigen ethnischen Minderheiten, um deren Widerstände gegen die Politik durch eine Übermacht russischstämmiger Bewohner zu unterlaufen. Folge dieser Russifizierungswelle war die Verfolgung und Deportation zehntausender tatarischer Familien nach Sibirien und Kasachstan.

Im Herbst 1941 besetzte die faschistische Wehrmacht auf ihrem Feldzug Richtung Osten die Halbinsel. Einzig die Festung Sewastopol konnte von der Roten Armee gehalten werden. 250 Tage vermochten die Verteidiger der Belagerung durch die Faschisten zu widerstehen. Im Jahre 1944 wurde die Krim von der Roten Armee zurückerobert. Sewastopol wurde bei diesen Kampfhandlungen in Schutt und Asche gelegt. Lediglich neun Häuser blieben unversehrt. Winston Churchill war erschüttert, als er der Stadt im Februar 1945 im Rahmen der Jaltakonferenz einen Besuch abstattete, und äußerte, dass zum Wiederaufbau Sewastopols keine 50 Jahre reichen würden. Stalin aber erklärte den Wiederaufbau zur Chefsache. Er ließ die Stadt unter Aufbringung irrsinniger Kräfte und Entbehrungen innerhalb von fünf Jahren neu errichten und verlieh ihr noch im Jahre 1945 den Titel "Heldenstadt der Sowjetunion". Als Hauptzentrale der Schwarzmeerflotte war Sewastopol für lange Zeit nicht zugänglich für ausländische Touristen.

Kurz nach der Befreiung der Krim im Jahre 1944 ordnete Stalin unter dem Vorwand, die Tataren und andere Minderheiten hätten mit den Deutschen kollaboriert, eine erneute Säuberungswelle an, in deren Folge über 200.000 Menschen nach Sibirien und Mittelasien deportiert wurden. Die Halbinsel war nun fast vollständig russifiziert.

Aus Anlass der Feierlichkeiten zum 300. Jahrestag des Vertrages von Perejaslaw, in dem sich, aus russischer Sicht, die Ukraine der Oberhoheit Russlands anschloss, schenkte im Jahre 1954 der Vorsitzende der Kommunistischen Partei und Staatsoberhaupt der Sowjetunion Nikita Chruschtschow die Krim der Ukrainischen Sowjetrepublik. Dieser Akt sollte erst ab 1991 nach der Unabhängigkeit der Ukraine eine tatsächliche Relevanz erlangen, als so für Russland eine strategisch wichtige Region wegzubrechen drohte.

Seit den 90er Jahren gab es auf der Krim immer wieder Autonomiebestrebungen, die von der nach Russland orientierten Mehrheit der Bevölkerung der Halbinsel unterstützt wurden. Gleichzeitig kam es zu einer großen Rückwanderungswelle von zumeist in Mittelasien ansässigen Krimtataren, die nicht ohne soziale Konflikte ablief. Mittlerweile gibt es funktionierende Förderprogramme zur Integration der tatarischen Minderheit, die jetzt auch politisch durch ihre Vertreter im Parlament der Krim repräsentiert wird.

Heute ist die Krim wieder das Sommerurlaubsziel der Ukrainer. Die traumhafte Landschaft, das Schwarze Meer und die Vielzahl attraktiver Ausflugsziele bringen von Jahr zu Jahr auch mehr ausländische Touristen ins Land. Das führt zu teilweise unerträglichen Menschenmassen, die mit erholsamem Krimurlaub nichts mehr zu tun haben. Wir empfehlen daher, die Krim in der Nebensaison von April bis Juni und im September/Oktober zu besuchen. Dann herrschen auf der Krim deutsche Sommertemperaturen und man kann schon, bzw. immer noch im Schwarzen Meer baden.

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