Orthodoxe Ostern in der Ukraine. Die Auferstehung des Herrn

Land & Leute Ukraine

So wie Weihnachten für katholische und evangelische Christen der ganzen Welt das wichtigste klerikale Ereignis des Jahres darstellt, feiert man in der Ukraine wie überall in den Einflussgebieten der orthodoxen Kirchen Ostern - in Anlehnung an das jüdische Pessach-Fest Pascha (Pas -cha gesprochen) genannt - als das herausragende Fest des gesamten Kirchenjahres. Dieses orthodoxe Osterfest besitzt Gemeinsamkeiten aber auch viele Unterschiede im Vergleich zum katholisch-evangelischen Osterfest.

Während die westliche Christenheit bei der Berechnung des Osterdatums vom gregorianischen Kalender ausgeht, wird für das orthodoxe Osterfest der julianische Kalender zu Grunde gelegt. Da dieser dem gregorianischen Kalender um 13 Tage nachfolgt, findet das orthodoxe Ostern zumeist später als unser Osterfest statt. Bei der Berechnung des genauen Datums ist außerdem der Mondkalender zu berücksichtigen, so dass es in seltenen Fällen auch zu einer Überschneidung beider Daten kommen kann. Mit dem Anbruch des Ostersonntages findet die traditionell vierzig Tage währende Fastenzeit ein Ende.

Obligatorisch während der Osterfeiertage ist das Backen des traditionellen Osterkuchens "Kulitsch", der dann an Angehörige und Bekannte verschenkt wird und auf jeder Ostertafel zu finden ist. Eine weitere traditionelle kulinarische Spezialität stellt der pyramidenförmige Quarkkuchen namens "Pascha" dar.

Wenn Sie denken, dass buntbemalte Ostereier nur in unseren Breiten anzutreffen sind, haben Sie sich getäuscht. Ostereier (Pysanky), durch verschiedene Wachs- und Batiktechniken koloriert sowie mit christlichen Figuren und Symbolen versehen, besitzen eine lange Tradition in der Ukraine und sind auch im Ausland sehr begehrt. Nun aber zur Chronologie des orthodoxen Osterns, die sich gänzlich von unseren Osterfeierlichkeiten unterscheidet.

Den zeitlichen Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten bildet die Nacht zum Ostersonntag, in der die Gläubigen sich zur Auferstehungsmesse in der Kirche zusammenfinden. Will man den gesamten Gottesdienst durchhalten, benötigt man eine Menge Stehvermögen. Die orthodoxe Kirche bietet nämlich keine Sitzplätze und die Messe dauert ca. 3,5 Stunden von 23.30 Uhr in der Nacht bis 3.00 Uhr morgens. (Es ist aber durchaus möglich, die Kirche zwischendurch zu verlassen.)

Gegen halb zwölf beginnt der Ostergottesdienst in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche. Im Raum wird eine feierliche Atmosphäre spürbar, wie sie in westlichen Kirchen wohl kaum anzutreffen sein dürfte. Um Mitternacht ertönen die Glocken und das bis dahin dunkle Gotteshaus wird von vielen Kerzen erleuchtet. Sie symbolisieren das Licht des Glaubens in der düsteren Welt. Vor der reich verzierten Ikonostase erscheint der Pope, gefolgt von seinen Messdienern, und begrüßt alle Anwesenden mit der österlichen Formel: "Christos woskres!" (Christus ist auferstanden!), worauf ihm die Gemeinde entgegnet: "Wo istinu woskres" (Fürwahr er ist auferstanden).

Mystische klerikale Chorgesänge erfüllen das Gotteshaus, die Luft ist geschwängert von Weihrauch. In den Gesichtern der Menschen spiegeln sich tiefe Gläubigkeit, Demut und Hoffnung wieder, als würden sie die schwere Last des Alltags für kurze Zeit hinter sich lassen können. Tief in der Nacht kulminiert die Ostermesse in einer Prozession der Würdenträger und ihrer Symbole in den Kirchhof und um die Kirche herum. Dort haben sich hunderte Menschen aufgereiht, um der Weihung der mitgeführten Osterkörbe (gefüllt mit Osterkuchen, Osterbrot und Eiern) und ihrer selbst, begleitet von mehrstimmigem Glockengeläut, zu harren. Die Route, die entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn um die Kirche verläuft, symbolisiert den Kreuzweg Jesu und damit die Leiden, die er für die gesamte Menschheit auf sich genommen hat. Nach der Prozession finden die Feierlichkeiten dieser Nacht in der Fortsetzung der Lithurgie im Inneren des Kirchengebäudes ihren Abschluss.

Der Ostersonntag gehört dem Kreise der Familie. Man trifft sich, sitzt zusammen und genießt die vielfältig zubereiteten Speisen der ukrainischen Ostertafel. Ein Osterwässerchen darf in diesem Zusammenhang natürlich nicht fehlen. Traditionell ist an diesem Tag die Fastenzeit zu Ende. Wobei man sicherlich konstatieren muss, dass die an diese Zeit sich anschließende Schlemmerei wohl eher in den Köpfen der Menschen verwurzelt ist als das Fasten an sich. Weit verbreitet ist auch der Besuch der verstorbenen Angehörigen mit Speis und Trank auf dem Friedhof.

Dem Ostermontag ebenso wie dem Karfreitag wird hier keine Bedeutung beigemessen.

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