Die Geschichte Rumäniens

Wie sich Siebenbürgen, die Moldau und die Walachei vereinigten

Heutzutage ist ersichtlich, welche Gebiete zu Rumänien gehören. Viele Jahrhunderte zuvor war dies jedoch nicht so eindeutig. So war Transsylvanien beispielsweise bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in der Hand von Österreich-Ungarn. Die Walachei und Moldau gehören auch erst seit 1859 zu dem osteuropäischen Staat.

Die Geschichte Rumäniens ist im Allgemeinen gespickt von Gebietsverlusten und -gewinnen. Hinzukommen zahlreiche politische Komplikationen und der stetige Wechsel von Machtinhabern.

Bis heute ist das Land noch nicht vollständig zur Ruhe gekommen. Gerade deshalb verspricht ein Besuch von Rumäniens historisch interessanten Stätten jedoch eine spannende Reise zu werden. Ganz zu schweigen von den unberührten Landschaften in den Karpaten, am Schwarzen Meer oder entlang der Donau.

Rumänien in der Frühzeit

Paleolithikum: Im Jahre 2002 wird die sogenannte "Pestera cu Oase" (Die Höhle mit Knochen) in Rumänien entdeckt. In ihr finden sich 34950 Jahre alte Überreste des modernen Menschen - wahrscheinlich ein Neanderthaler.

Neolithikum: Im Nordosten des Landes siedeln sich Stämme der Cucuteni-Trypillian Kultur an. Um 6050 vor Christus arbeiten zudem Mitglieder der Starcevo Kultur und später der Cucuteni-Trypillian Kultur in einem der ältesten Salzbergwerke der Welt. Dieses befindet sich nahe dem rumänischen Dorf Lunca.

440 v.C.: Namentlich wird Rumänien zum ersten Mal von dem griechischen Historiker Herodotus erwähnt. Dieser beschreibt das Volk der Thraker, zu denen auch die Stämme der Getae gehören. Eine Splittergruppe dieses Stammes sind wiederum die Daker, welche sich nördlich der Donau niederlassen.

Die Blüte der Daker liegt zwischen 82 und 44 v.C. unter der Führung von König Burebista. Dieser stärkt sein Volk und ruft damit die Römer unter Julius Cäsar auf den Plan, die sich von den immer mächtiger werdenden Dakern bedroht fühlen. Cäsar will daher eine Initiative gegen Burebista starten, wird jedoch 44 v.C. umgebracht. Burebista erleidet jedoch wenige Monate später dasselbe Schicksal, sein Reich wird aufgeteilt.

Ab 101 n.C.: Nachdem die Daker seit 95 n.C. wieder vereint sind, werden sie von den Römern erneut bedroht. Zwischen 101 und 106 n.C. besiegen die Truppen des römischen Imperators Trajan die Daker und es entsteht das Römische Dakien. Es beginnt eine Phase der "Romanisierung" und Trajan nutzt die reichen Gold- und Silbervorkommen der Region für eigene Zwecke.

Das Mittelalter in Rumänien

Ab 271: Nachdem germanische Völker in Dakien die Oberhand gewinnen, ziehen sich die Römer ab 271 aus der Region zurück. Im Verlauf weiterer Jahrhunderte wandern zahlreiche weitere Völker wie die Westgoten, Slawen, Hunnen oder Tataren ein und verbinden sich mit der dakischen Bevölkerung, die weitestgehend im Hochland lebt.

Im Jahre 896 lassen sich zudem die Magyaren (Ungarn) in Teilen Rumäniens nieder. Ihr Herrscher, König Stephan I., verbleibt ein Jahrhundert später Siebenbürgen (bzw. Transsylvanien) in das ungarische Reich ein, lässt Festungen bauen und bringt die katholische Religion in das Gebiet. Nicht-Katholiken werden später zu Leibeigenen erklärt.

1241: Nachdem die Mongolen in Siebenbürgen einfallen und großen Schaden anrichten, startet der neue ungarische König Béla IV. ein Wiederaufbauprogramm, indem er zahlreiche Ausländer wie etwa "Sachsen" aus der Moselregion einlädt, sich in Siebenbürgen und anderen Regionen niederzulassen. Dies führt zu einer Machtverschiebung und zur Errichtung zahlreicher kleinerer Königreiche.

14. Jahrhundert: Prinz Basarab I. vereint zahlreiche politische Formationen südlich der Karpaten, um das Fürstentum Walachei zu gründen, welches 1330 seine Unabhängigkeit erlangt. In der gleichen Zeit entsteht auch das Fürstentum Moldau, welches 1359 als Fürstentum anerkannt wird. In beiden Fürstentümern leben vor allem Bauern, die als Leibeigene dem Adel in der Region dienen müssen. Der Adel wird hauptsächlich von Ungarn repräsentiert, während fast ausschließlich Rumänen zu den Leibeigenen zählen.

In Siebenbürgen kommt es 1437 zu einem Aufstand der Bauern, die immer mehr Zahlungen an die Adeligen leisten sollen. Durch einen Zusammenschluss zwischen ungarischen Adligen, Sachsen und Szeklern wird der Aufstand jedoch niedergeschlagen. Es entsteht die "die Union der drei Nationen", durch welche die Lage der Leibeigenen weiter verschlechtert wird.

1431: Der rumänische Fürst Vlad III. Draculea wird in Transsylvanien geboren. Aufgrund seiner Schreckensherrschaft im 15. Jahrhundert erhält er den Beinahmen "Der Pfähler" und dient später als Romanvorlage für Bram Stokers "Graf Dracula".

Rumänien und das Osmanische Reich

14. und 15. Jahrhundert: Das Osmanische Reich startet Feldzüge, um seine Herrschaft auch bis auf die Balkanhalbinsel auszudehnen. 1389 fallen den Angriffen beispielsweise die Serben zum Opfer. Angriffe auf die Walachei können von Mircea cel Batrân zunächst abgewehrt werden. 1417 kann er die Übernahme der Walachei durch den osmanischen Sultan Mehmed I. jedoch nur durch ein Abkommen, in welchen er sich zu Tributzahlungen verpflichtet, abwehren.

1461 fällt Sultan Mehmed II. jedoch doch in die Walachei ein, nachdem der neue Fürst Vlad Tepes weitere Tributzahlungen verweigert. Dieser muss daraufhin ins Exil flüchten. Der Region kam Stefan cel Mare, Fürst der Moldau, zu Hilfe und schlug die Osmanen zurück. Diese geben jedoch nicht auf und besetzen etwa im Jahre 1484 wichtige Häfen am Schwarzen Meer.

16. Jahrhundert: Nachdem die Türken Ungarn erobert haben, wird Transsylvanien zu einem Vasallenstaat des Osmanischen Reiches. Von 1540 bis 1690 dürfen jedoch einheimische Fürsten die Region regieren, obschon die Herrscher des Osmanischen Reiches hierzu ihre Zustimmung geben müssen. Auch die Fürstentümer Moldau und Walachei geraten immer mehr in Abhängigkeit zur Hohen Pforte. Sie verpflichten sich sogar zur militärischen Unterstützung des Reiches. Daraufhin wird ihnen weitreichender Schutz vor Bedrohungen gewährt.

1600: Der rumänische Fürst Mihai Viteazul regiert die Walachei, Moldau und Siebenbürgen, nachdem er in den Jahren zuvor osmanische Festungen einnimmt und Angriffe auf Siebenbürgen und die Moldau befiehlt. Er ernennt sich selbst zum Prinz, wird jedoch 1601 von einem General des römisch-deutschen Kaisers Rudolf II. umgebracht.

1683: Das Osmanische Reich wird vor den Toren Wiens besiegt. Kurz darauf wird Ungarn und auch Siebenbürgen dem Habsburgerreich einverleibt. Hier kommt es im Verlaufe des folgenden Jahrhunderts zu zahlreichen Bauernaufständen, die jedoch blutig niedergeschlagen werden. Erst am 22. August 1785 wird die Leibeigenschaft vom Habsburger Regenten Josph II. in Siebenbürgen abgeschafft.

1711 bis 1821: Moldau und die Walachei bleiben zunächst Vasallen der Hohen Pforte. Diese fordert beträchtliche Tributzahlungen und setzt als Regenten griechische Familien aus Konstantinopel ein. Diese gestatten griechischen und türkischen Händlern, sich auf dem rumänischen Gebiet niederzulassen und die Fürstentümer auszubeuten, obschon dies in den zuvor geschlossenen Verträgen nicht erlaubt war.

1775: Ein Teil der nördlichen Moldau-Region, genauer gesagt die Bukowina, wird von Österreich-Ungarn annektiert.

1812: Bessarabien fällt durch den "Frieden von Bukarest" an Russland.

1828-1829: Im Russisch-Türkischen Krieg, der den zunehmenden Einfluss Russlands darlegt, wird die Walachei und die Moldau von russischen Truppen besetzt.

Die rumänische Revolution von 1848

Vom Wind der Revolution, welcher im 19. Jahrhundert in Europa weht, erfasst, kommt es in Transsylvanien unter dem ungarischen Poeten Sándor Petofi zu einem Umbruch. Auch die Bewohner der Moldau und der Walachei identifizieren sich immer mehr mit dem französischen Gedanken der Freiheit, Einheitlichkeit und Brüderlichkeit. Dies kommt vor allem dadurch zustande, dass sowohl die Osmanen als auch die Russen die rumänische Bevölkerung auf eigenem Territorium als zweitklassig behandeln.

Diese Unzufriedenheit führt zu Aufständen in allen drei Regionen im Jahre 1884. Zwar erlangten die Revolutionäre ihre Freiheit nicht, erreichten jedoch einen gemeinsamen Konsens, indem sie die Übereinstimmungen der drei Regionen etwa bezüglich der Sprache erkennen.

1859: Die Revolution führt zumindest dazu, dass sich im Jahre 1859 die Fürstentümer Moldau und Walachei unter Alexandru Ioan Cuza vereinigen. 1862 wird Bukarest zur gemeinsamen Hauptstadt ernannt.

1878: Nach dem "Russisch-Türkischen Krieg", in welchem Rumänien an der Seite von Russland kämpft, wird dem Staat durch den "Vertrag von Berlin" die Unabhängigkeit zugesprochen. Auch die Dobrudscha fällt an Rumänien.

26. März 1881: Unter Carol I. entsteht das "Königreich Rumänien".

12. Dezember 1893: Der Schauspieler Edward G. Robinson wird in Bukarest geboren. Er macht Karriere in den USA und gewinnt sogar einen Oscar.

Große Gebietsgewinne - Rumänien im Ersten Weltkrieg

August 1916: Zu Beginn des Ersten Weltkrieges verhält sich Rumänien noch neutral, obschon König Carol I. sich für den Kriegseintritt auf Seiten von Deutschland und Österreich-Ungarn ausspricht. Dann jedoch, am 27. August 1916, erklärt der osteuropäische Staat Österreich-Ungarn den Krieg. Dieses Ergebnis kommt vor allem durch den Tod Carols I. und der Thronbesteigung Ferdinands I. zustande. Ziel ist es, Siebenbürgen - oder auch Transsylvanien genannt - sowie weitere Gebiete zu erobern, was durch den mit den Alliierten abgeschlossenen "Vertrag von Bukarest" abgesichert wird.

Zunächst misslingt diese Mission jedoch, da die Mittelmächte den Angriff der rumänischen Truppen erfolgreich abwehren. Zudem ist das rumänische Heer zwar zahlenmäßig den Gegnern gewachsen, jedoch fehlt es an Ausrüstung, Nachschub, ausgebildeten Soldaten und vor allem an Erfahrung. So gehen nach Kriegseintritt wichtige Gebiete Rumäniens wie etwa die Hauptstadt Bukarest oder die Kleine Walachei an den Gegner über.

7. Mai 1918: Im "Frieden von Bukarest", den Rumänien wohl oder übel mit den Mittelmächten schließen muss, nachdem Russland aus dem Ersten Weltkrieg ausgeschieden ist, wird unter anderem festgehalten, dass der Staat große Teile der Dobrudscha an Bulgarien abtreten muss. Ebenfalls sollen die Mittelmächte die rumänischen Ölvorkommen nutzen dürfen. Am 11. November 1918 wird der Vertrag annulliert.

Oktober 1918: Nachdem offensichtlich wird, dass Deutschland der Offensive der US- Amerikaner nicht mehr lange standhalten kann, tritt Rumänien wieder in den Krieg ein. Von Rumänen gegründeten Gremien in Bessarabien, Bukowina und Transsylvanien votieren dafür, sich dem Königreich Rumänien anzuschließen. Hierdurch entsteht "Großrumänien", eine zunächst liberale, konstitutionelle Monarchie unter Ferdinand I.

1920: Die Gebietsgewinne Rumäniens werden durch den "Vertrag von Trianon" offiziell gemacht. Der Staat verfügt nun über 295000 m² Land und hat somit seine Fläche durch den Ersten Weltkrieg mehr als verdoppelt. Siebenbürgen, Bukowina, Teile des Banat sowie Bessarabien gehören nun offiziell zu Großrumänien. Durch die Vereinigungen leben nun auch zahlreiche Minderheiten wie Deutsche, Ungarn, Juden oder Ukrainer in Rumänien.

1923: Die neu entstandene Verfassung Rumäniens gewährt den Minderheiten umfassende Rechte, was sich beispielsweise darin ausdrückt, dass ihnen ein Platz im Parlament zusteht. Daraufhin gründen viele Minderheiten eigene Parteien.

Seitenwechsel - Rumäniens Rolle im Zweiten Weltkrieg

Ab 1927: In den Folgejahren kommt es in Rumänien zu großen Veränderungen. Einerseits stirbt König Ferdinand I. Sein Nachfolger Carol II. ist zwar dessen Nachfolger. Er verbringt jedoch drei Jahre im Exil, da die Regierung ihn aufgrund seiner jüdischen Mätresse an der Thronbesteigung hindert. Zudem wandelt sich die Parteienlandschaft. Es entstehen immer mehr nationalistische Parteien und sogar die "Nationale Liberale Partei", welche seit Kriegsende regierte, rückt immer weiter nach rechts. Die sogenannte "Eiserne Garde", eine faschistische und antisemitische Bewegung, wird 1927 von Corneliu Zelea Codreanu gegründet.

1933 erlebt die Gruppierung einen rasanten Aufschwung, durch die Machtergreifung Hitlers gefördert. Die Garde wird daraufhin von Premierminister Ion Duca verboten, was sie auch zumindest offiziell bis 1940 bleibt. Duca wird von Anhängern der Bewegung kurz nach dem Verbot ermordet. Der Popularität der Eisernen Garde tut all dies jedoch keinen Abbruch.

30. September 1928: Der Schriftsteller, Holocaustüberlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel wird in Sighet geboren.

Ab 10. Februar 1938: Nach der Zeit im Exil kann sich Carol II. bereits 1930 durch die angebliche Abkehr von seiner Mätresse doch als König etablieren. Gegen die Parteien kommt er jedoch immer weniger an, so dass er im Jahre 1938 eine Königsdiktatur ausruft. Im Zuge dessen werden alle politischen Parteien aufgelöst. Daneben werden Gesetze erlassen, durch welche die Wählerschaft um die Hälfte reduziert wird.

Carol II. geht nun zudem resolut gegen die zuvor von ihm unterstützte Eiserne Garde vor. Er nimmt unter anderem Gründer Codreanu gefangen und lässt ihn später exekutieren, woraufhin Gefechte zwischen den Mitgliedern der Garde und Carols Truppen entstehen.

Ab 1940: Großrumänien sieht sich trotz der 1939 ausgesprochenen Neutralität ab 1940 inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges. Die zuvor mit Frankreich und Großbritannien ausgehandelte Sicherung der Unabhängigkeit kann aufgrund des Scheiterns der Franzosen nicht gewährleistet werden.

Ferner wird das geheime Zusatzprotokoll des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes dem osteuropäischen Staat zum Verhängnis. Auf Druck der UdSSR muss der Staat unter anderem Bessarabien abtreten. Deutschland und Italien zwingen Rumänien ferner dazu, Nordsiebenbürgen an Ungarn zurückzugeben.

Weitere Gebietsverluste schwächen die Macht von Carol II. und rufen Massenproteste hervor. Carol berät sich daraufhin mit General Ion Antonescu, der zuvor bereits mit dem Antisemiten und Minister der Eisernen Garde, Horia Sima, eine Regierung gebildet hat. Antonescu und seine Regierung zwingen Carol daraufhin, abzudanken, ins Exil zu gehen und den Thron seinem Sohn Mihai zu überlassen. De facto übernimmt Antonescu jedoch selbst die Macht und etabliert eine faschistische Diktatur. Hierzu schließt er nach einem gescheiterten Putschversuch 1941 die Eiserne Garde von der Regierung aus.

Ab 23. November 1940: Rumänien stellt sich auf die Seite der Achsenmächte, gewährt deutschen Truppen Zugang zu rumänischem Territorium und tritt in den Zweiten Weltkrieg ein. Gemeinsam mit deutschen Truppen kämpfen rumänische Soldaten im "Unternehmen Barbarossa" gegen die Sowjetunion. Darüber hinaus versorgt der Staat Deutschland mit Öl und Lebensmitteln. Rumänien erhofft sich hiervon unter anderem die Rückeroberung Bessarabiens, was im August 1941 gelingt.

Ferner wird unter der Herrschaft Antonescus eine Vielzahl von Juden und Roma vor allem in den östlichen Regionen des Landes deportiert und ermordet. 1944 ist Schätzungen zufolge rund die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Rumäniens umgebracht worden.

Ab 23. August 1944: Nachdem die sowjetischen Truppen immer mehr an Stärke gewinnen und kurz vor Rumänien stehen, wendet sich der Staat gegen Deutschland und inhaftiert die innerhalb des Staatsgebietes stationierten deutsche Soldaten. So rettet Rumänien seine Unabhängigkeit in letzter Minute. Dies geschieht auch, da sich Rumänien wirtschaftlich am Boden sieht, da Deutschland stets weitere Güter ohne Gegenleistung verlangt. Zudem sind viele Städte durch gegnerische Bombenangriffe zerstört worden.

Der Seitenwechsel wird von König Mihai, der zuvor lediglich als Repräsentant des Staates fungierte, eingeleitet. Der Staatsstreich gelingt durch die Mithilfe von Oppositionellen sowie der Armee. Hiermit endet die Diktatur Antonescus. Trotzdem kann Rumänien nicht aufatmen, denn an der Seite der Sowjetunion kämpfend muss die rumänische Armee erneut herbe Niederlagen einstecken und Verluste von rund 170.000 Mann hinnehmen.

Außerdem stationieren die Sowjets zahlreiche Truppen im Landesinneren, da sie Rumänien nicht als gleichwertigen Mitstreiter ansehen. Dies wirkt sich auch nach dem Krieg aus. Dem Land wird im Rahmen der Pariser Friedenskonferenz der Status "mitalliiert" verweigert. Somit muss Rumänien etwa Bessarabien sowie die Nordbukowina an die Sowjetunion abgeben und Reparationszahlungen leisten.

Der Kommunismus blüht in Rumänien

Ab 1945: Nach Kriegsende wird Rumänien zwar nicht der Sowjetunion einverleibt, wie es mit vielen anderen osteuropäischen Staaten geschah. Dennoch begann auch hier eine Ära des Kommunismus und der Oberhand der Sowjets. Diese pushen die Kommunistische Partei Rumäniens, die vor 1945 rund 1000 Mitglieder verzeichnet und 1947 bereits 710.000. Dies wird vor allem durch die Rückgabe von Transsylvanien erreicht.

Die erste Regierung nach dem Krieg wird von Petru Groza und zahlreichen kommunistischen Ministern geleitet. Es kommt zu einer Landreform, durch welche zahlreiche Rumänen enteignet werden. Ferner lässt Groza eine Vielzahl von ehemaligen Anhängern der Achsenmächte hinrichten. Trotzdem gewinnt die Kommunistische Partei am 9. November 1946 die Wahlen. Diese werden jedoch gewaltsam manipuliert.

1947: König Mihai ist mit der Politik Petru Grozas nicht einverstanden und verweigert oftmals die Unterzeichnung neuer Gesetze. Groza verabschiedet diese jedoch trotzdem und setzt den König immer weiter unter Druck, so dass dieser am 30. Dezember 1947 abdankt und ins Exil geht. Die Regierung Grozas verhaftet zudem zahlreiche Oppositionelle und verbietet die beiden größten Parteien des Landes.

13. April 1948: Die zuvor ausgerufene "Rumänische Volksrepublik" wird per Verfassung gegründet. Danach kommt es zu parteiinneren Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Gruppierungen, welche die "Einheimischen" unter Gheorghe Gheorghiu-Dej gewinnen. Zudem werden Gefangenenlager gegründet und die Gefangenen zur Zwangsarbeit gezwungen. Hierbei sterben zahlreiche Rumänen. Darüber hinaus werden Banken und Unternehmen verstaatlicht.

1952 bis 1965: Die Ära Gheorghiu-Dej ist geprägt vom Stalinismus. Der Stalinist sagt sich vor allem in den frühen 1960er Jahren von den Sowjets los und etabliert eine unabhängige Außenpolitik. Obwohl es unter Gheorghiu-Dej zu einer Erhöhung der Löhne und Investitionen in Konsumgüter kommt, wird jegliche Kritik an ihm, wie etwa durch Miron Constantinescu und Iosif Chisinevschi, rigoros bestraft.

Das Land unter der Herrschaft von Nicolae Ceausescu

Ab 1965: Nach dem Tod von Gheorghe Gheorghiu-Dej übernimmt dessen Protégé Nicolae Ceausescu die Macht in Rumänien. Er ist zunächst beliebt vor allem bei ausländischen Regierungen und wird als Reformer angesehen. Prestige bringt ihm vor allem die Ablehnung des sowjetischen Eingriffs in den "Prager Frühling" in der Tschechoslowakei 1968, sowie die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1975 trotz des Boykotts der Sowjetunion.

Dieser Eindruck täuscht jedoch und das stalinistische Regime wird aufrechterhalten. So kommt es zu großangelegten Überwachungen der Geheimpolizei (Securitate). Ferner werden Medien zensiert und massive Umsiedlungen vorgenommen. Darüber hinaus lässt Ceausescu zahlreiche alte Gebäude in Städten und Dörfern abreißen, um dort neue Betonklötze zu errichten. Dadurch gehen weite Teile der historischen Altstadt Bukarests verloren.

Besonders schlimm wirkt sich Ceausescus Geburtenpolitik aus. Um die Geburtenrate zu steigern, verbietet er die Anti-Baby-Pille sowie Abtreibungen. Zahlreiche Frauen, die ein Kind aufgrund von Armut nicht ernähren können, versuchen jedoch, ihre Baby mit anderen Mitteln abzutreiben. Dadurch kommt es zu zahlreichen Todesfällen oder Geburten von kranken Kindern. Diese werden häufig an Heime abgegeben, wo sie verhungern oder erfrieren.

Obwohl Ceausescu zunächst Erfolge im Bereich Energieerzeugung, Bildung und Gesundheitssystem erzielen kann, scheitern auch diese Errungenschaften im Verlaufe der Zeit. So sind Bildung und medizinische Behandlungen oftmals nur durch Bestechung zu erlangen.

Zum Ende von Ceausescus Amtszeit bricht außerdem die Energieversorgung zusammen, so dass in zahlreichen Häusern beispielsweise nicht mehr geheizt werden kann. Des Weiteren kommt es zu einer Lebensmittelknappheit, während der Staatsmann jegliche Ressourcen Rumäniens für den Bau des pompösen "Palast des Volkes" aufbraucht. Ceausescu entfernt sich mehr und mehr von den Wünschen und Nöten seiner Bevölkerung und läutet damit eine Revolutionsbewegung ein.

1989: Angetrieben durch die sogenannte "Glasnost" und "Perestroika" Politik des späteren sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow geht ein kommunistisches System nach dem anderen unter. Hier macht auch Rumänien keine Ausnahme. Im Gegenteil, die rumänische Revolution endet sogar mit dem Tod des politischen Führers.

Der politische Umschwung beginnt im Dezember 1989, als der protestantische Pfarrer László Tokés Präsident Ceausescu aus seiner Kirche in Timisoara verbannt. Der Kirchenmann ist ein entschiedener Gegner des neostalinistischen Diktators. Versuche der Polizei, weitere Demonstranten aus der Gemeinde festzunehmen, scheitern und die Stimmung gegen Ceausescu breitet sich schnell in der ganzen Stadt aus. Als Reaktion hierauf töten Soldaten über einhundert Einwohner. Ceausescu ruft zudem den Ausnahmezustand aus und entsendet weitere bewaffnete Truppen in den Bezirk Timis. Diese laufen jedoch alsbald zu den Demonstranten über.

Die Erschießungen in Timisoara sprechen sich herum und gelangen bis nach Bukarest. Dort hält Ceausescu am 21. Dezember 1989 eine Rede vor rund 100.000 Rumänen im Rahmen einer Massenkundgebung. Zahlreiche Anwesende buhen den Präsidenten jedoch aus und nennen ihn einen Mörder.

Einige Stunden später werden die Demonstranten, die sich mittlerweile auf den Boulevard zwischen der Piata Universitatii und Piata Romana zurückgezogen haben, von der Polizei mit Schusswaffen und Wasserwerfern angegriffen. Sie geben jedoch nicht auf, sondern verbarrikadieren sich im nahegelegenen Hotel "Inter-Continental". Hiergegen gehen Ceausescus Männer mit einem Panzer vor und sprengen so die Demonstration. Im Zuge der Ereignisse an diesem Tag verlieren mehr als 1000 Menschen ihr Leben.

Am nächsten Tag will der Präsident erneut eine Rede halten und betritt dazu den Balkon des Zentralkomitee-Gebäudes. Die Stimmung in Bukarest ist jedoch weiterhin aufgeheizt und es befinden sich weiterhin zahlreiche Demonstranten in den Straßen der Stadt. Zudem ist ihm die Loyalität der Armee nach dem plötzlichen und ungeklärten Tod von Verteidigungsminister Vasile Milea nicht mehr sicher.

Aus diesen Gründen flieht Ceausescu gemeinsam mit seiner Ehefrau Elena per Hubschrauber vom Dach des Gebäudes. Das Paar wird jedoch in Târgoviste aufgegriffen und wenige Tage später nach einem dubiosen Prozess exekutiert. Einige Stimmen werden laut, dass der Tod des Paares auch der Kommunistischen Partei zuzuschreiben sei, der Ceausescu und seine Diktatur schon lange ein Dorn im Auge war. Darüber hinaus wird Filmmaterial veröffentlicht, welches Ceausescus Apartment zeigt, in welchem sich ein goldener Fußboden und diamantenbesetzte Schuhe der Ehefrau befinden.

Die heutige Situation des osteuropäischen Staates

Im Verlaufe der 2000er Jahren entwickelt sich Rumänien immer weiter in Richtung Westen, was vor allem der NATO-Beitritt, die Mitgliedschaft in der Europäischen Union sowie der Vertrag mit den USA über die Nutzung einer rumänischen Militärbasis beweisen. Zudem erlebt auch die rumänische Wirtschaft zumindest vor der Finanzkrise einen deutlichen Aufschwung, was dem osteuropäischen Staat den Namen "Tiger" einbringt. So wächst die Wirtschaft des Landes vor 2009 dreimal schneller als es durchschnittlich bei EU-Staaten der Fall ist. Exportgüter sind vor allem Elektronikprodukte. Rumänien ist der größte Elektronikproduzent in Zentral- und Osteuropa. Daneben spielen auch Mobile Technologie, Informationssicherheit und die Automobilindustrie eine wichtige Rolle.

Auf der anderen Seite sind die Löhne trotz vieler Fachkräfte immer noch niedrig: So liegt der durchschnittliche Bruttolohn in Rumänien bei 3257 RON Brutto, was etwa 700 Euro entspricht. Auch deshalb, da das Land im Vergleich zu anderen europäischen Staaten billig produzieren kann, belaufen sich die ausländischen Investitionen seit 1989 auf mehr als 170 Milliarden US-Dollar.

Demgegenüber leben vor allem zahlreiche Sinti und Roma in Armut. Der Staat steht zudem aufgrund der hohen Korruptionsrate unter Aufsicht der EU. Ferner sind die 2000er Jahre in Rumänien geprägt durch zahlreiche politische Wechsel und Unruhen.

Mai 1990: Nach der Diktatur erfolgt die Demokratisierung Rumäniens. Es entstehen rund 200 neue Parteien und im Mai 1990 werden demokratische Wahlen abgehalten, welche die Nationale Rettungsfront (FSN) gewinnt. Als Präsident wird jedoch Ion Iliescu eingesetzt, ein Mitglied der sich nun auflösenden Kommunistischen Partei seit seinem 14. Lebensjahre. Dies ruft erneut Massenproteste in Bukarest hervor, welche jedoch von Iliescu herbeigerufenen Minenarbeitern gewaltsam erstickt werden.

1992-2012: Iliescu wird im Jahre 1992 trotzdem wiedergewählt. Seine Partei, die sich seit 1993 "Partei der Sozialen Demokratie Rumäniens (PDSR)" nennt, kann jedoch keine entscheidenden Reformen durchsetzen. Vielmehr rücken Marktreformen in weite Ferne und Subventionen des Staates für Lebensmittel, Transport und Energie werden eingestellt. Dies hat zur Folge, dass Preise und Arbeitslosigkeit in Rumänien stark ansteigen. Iliescu verstrickt sich zudem in zwielichtige Geschäfte. All dies führt dazu, dass sich bei den Neuwahlen 1996 die Opposition durchsetzen kann.

Im Verlaufe der Jahre kommt es jedoch immer wieder zu Wechseln an der Macht und vor allem zu Korruptionsvorwürfen. Die Regierung Kabinett Boc II muss 2012 aufgrund harter Sparmaßnahmen und des darauf folgenden Misstrauensvotums gänzlich zurücktreten. Infolgedessen kommt es zu einer Staatskrise, welche auch in den Folgejahren anhält. Im Zuge dessen wird beispielsweise Präsident Traian Basescu, dem verfassungsrechtliche Verstöße vorgeworfen werden, suspendiert und seines Amtes enthoben. Zudem kommt es ab 2015 zu großangelegten Demonstrationen der Bevölkerung gegen das korrupte System in Rumänien und schließlich 2017 gegen Änderungen des Strafgesetzbuches sowie gegen eine Begnadigung von Amtsträgern, welche wegen Amtsmissbrauchs angeklagt sind.

März 2004: Rumänien tritt der NATO bei.

Oktober 2004: Präsident Iliescu gibt die Komplizenschaft zwischen Rumänien und Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg zu und damit den Mord an hundertausenden Juden sowie Roma. Somit endet eine lange Zeit des Schweigens und des Verleugnens.

Januar 2007: Rumänien tritt gemeinsam mit Bulgarien der EU bei.

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