Narwa. Östlichste Grenzstadt Estlands und kultureller Schmelztiegel

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In Narwa thront eine prachtvolle mittelalterliche Burganlage majestätisch über einem Fluss, der Estland von Russland trennt. Die Hermannsfestung, die heute ein großes Museum beherbergt, gilt als die wichtigste Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen von Narwa. Als östlichste Grenzstadt Estlands und gleichzeitig Außenposten der EU erwartet Narwa die Besucher mit einer dynamischen, von der sowjetischen Vergangenheit mitgeprägten Atmosphäre.

Die abwechslungsreiche Geschichte und unzähligen kulturellen Einflüsse haben in Narwa ein Stadtbild hinterlassen, in dem unterschiedliche historische Epochen auf die Moderne treffen und das Herz von Architektur- und Kunstliebhabern höher schlagen lassen.

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Kultureller Schmelztiegel mit geschichtsträchtiger Vergangenheit

Narwa, die heute drittgrößte Stadt Estlands, an der Grenze zu Russland und an den Ufern des gleichnamigen Grenzflusses gelegen, blickt auf eine lange Geschichte der Besiedlung zurück, die bereits im fünften vorchristlichen Jahrtausend mit der neolithischen Narva- Kultur ihren Anfang nahm.

Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung war Narwa ab dem Mittelalter, als die Stadt aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage eine wahre Blütezeit erlebte. Im Jahr 1171 erstmals schriftlich erwähnt, avancierte Narwa im Mittelalter zu einem wichtigen Handelszentrum, das erst unter dänischer Herrschaft stand und im 14. Jahrhundert in den Besitz des Deutschen Ordens fiel.

Im Laufe der Jahrhunderte in zahlreichen Schlachten erbittert umkämpft, war Narwa in der Vergangenheit wiederholt Schauplatz der Begegnungen unterschiedlicher Großmächte, die allesamt ihre kulturellen Spuren hinterließen. Nachdem im späten 16. Jahrhundert die Schweden Einzug vorübergehend gehalten hatten, eroberte schließlich Zar Peter I. Narwa im Jahr 1704. Damit begann eine mehrere Jahrhunderte dauernde Herrschaft des Russischen Imperiums, die Narwa bis heute maßgeblich prägt.

Die Stadt ist heute das estnische Zentrum der russischen Minderheit des baltischen Staates, die in Narwa 95 Prozent aller Einwohner ausmacht. Große russische Sportler wie der Boxer Juri Torbek, die Fußballspieler Jevgeni Novikov, Nikita Andrejew und Aleksei Jahhimovit sowie einige weltberühmte Schachspieler wie Paul Keres oder Ortvin Sarapu erblickten in Narwa das Licht der Welt.

Bis heute ist die Atmosphäre der Stadt nicht nur durch die russische Geschichte geprägt, sondern auch durch die enge Beziehung mit der russischen Zwillingsschwester, der Stadt Iwangorod, deren Befestigungsanlage über dem gegenüberliegenden Ufer des Flusses thront. Wie zwei mächtige Riesen stehen sich die von den dänischen Herrschern im 13. Jahrhundert erbaute Hermannsfestung und die Festung Iwangorod, die unter Iwan III. errichtet wurde, gegenüber und verleihen der Region einen unverwechselbaren Charakter.

Die Dänen und der Deutsche Orden, dann die Schweden und schließlich die Russen hinterließen in Narwa ihre Spuren, die in Form prachtvoller Kirchen, mittelalterlicher, barocker und neoklassizistischer Bauwerke sowie sowjetischer Architektur lebendig werden.

Die Hermannsfestung - mittelalterliche Pracht über der Narwa

Die von den Dänen gegründete, in Estland unter dem Namen Hermanni Linnus bekannte Befestigungsanlage überdauerte die Herrschaft der Deutschen, Schweden und Russen und gilt heute als das Wahrzeichen der Stadt. Ursprünglich im Jahr 1256 als Holzgebäude errichtet, wurde die auch "Hermannsfeste" genannte Anlage unter der Herrschaft des Deutschen Ordens als Steinburg neu gebaut, um die Stadt vor der wachsenden Bedrohung durch die Russen zu schützen.

Der wohl eindrucksvollste Teil des majestätischen Gebäudes ist der Lange Hermann oder Pikk Hermann, wie die Esten ihn nennen. Der ehemalige Wehrturm ragt an der nordwestlichen Ecke der Festung fünfzig Meter hoch in den Himmel. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das imposante Gebäude kontinuierlich erweitert, bevor es im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden davontrug.

Heute präsentiert sich die Hermannsfeste dank aufwendiger Restaurierungsarbeiten wieder in ihrer mittelalterlichen Pracht und beherbergt auf mehreren Etagen ein umfangreiches Museum, das die Geschichte der Stadt auf eindrucksvolle Weise nachzeichnet. Im Nordhof befindet sich eine Schauwerkstatt, die den Besuchern die Technik alter Handwerkskünste näherbringt.

In den Sommermonaten ist die prachtvolle Anlage Schauplatz unterschiedlicher kultureller Veranstaltungen von Konzerten bis zu Theateraufführungen. Am 23. Juni jedes Jahres versammeln sich die Einwohner Narwas innerhalb der geschichtsträchtigen Mauern der Hermannsfestung, um bei ausgelassenen Tänzen und Lagerfeuern die Mittsommernacht zu feiern.

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Eldorado für Architekturfans

Das Stadtbild von Narwa verströmt durch die Mischung aus barocken, neoklassizistischen und sowjetischen Gebäuden ein einzigartiges Flair. Zu den architektonischen Juwelen aus längst vergangenen Epochen zählt vor allem das alte Rathaus aus dem Jahr 1671, das in barockem Stil erbaut wurde und schwedische, italienische und deutsche Elemente dieser kunstvollen Epoche aufweist.

Besonders sehenswert ist auch die lutherische Alexanderkirche mit dem größten achteckigen sakralen Zentralbau Estlands. Architekturliebhaber erkennen am Baustil der Kirche Stilelemente des Historismus, Neoklassizismus und der Neoromanik. Besucher genießen vom Glockenturm aus herrliche Ausblicke über die Stadt und können im Museum Kunstwerke aus dem 14. bis 20. Jahrhundert bewundern.

Eine weitere bedeutende Sehenswürdigkeit in Narwa ist die Kreenholm-Manufaktur auf der gleichnamigen Flussinsel. Sie wurde im 19. Jahrhundert von einem deutschen Industriellen gegründet und galt bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges als die größte und bedeutendste Textilfabrik des Russischen Reichs. Inmitten des beeindruckenden Gebäudekomplexes liegt die Russisch-Orthodoxe Auferstehungskirche, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts für die Arbeiter der Manufaktur errichtet wurde.

Unmittelbar neben der Kreenholm-Insel auf beiden Seiten des Flusses befindet sich der große Wasserfall, ein faszinierendes Naturschauspiel mitten in der Stadt. Zur Erholung nach einem ausgedehnten Sightseeing-Programm bietet das Ufer der Narva zahlreiche Möglichkeiten, an sonnigen Tagen ein ausgedehntes Picknick zu genießen und die entspannte Atmosphäre der Stadt einzufangen. 

Kulturelle Juwelen in der Umgebung Narwas

Das malerische Umland Narwas bietet sich für viele gemütliche Unternehmungen an, um unvergessliche Urlaubstage zu erleben und Erholung in der Natur mit Kulturgenuss zu verbinden. Nur zwölf Kilometer von Narwa entfernt und direkt an der Küste der Ostsee liegt der entspannte kleine Kurort Narva-Jõesuu, der dank seiner idyllischen Lage in der Vergangenheit unzählige Künstler und Schriftsteller aus allen Regionen Russlands anzog, die hier ihre Sommerurlaube verbrachten. Auch heute lockt Narva-Jõesuu mit kilometerlangen Sandstränden, herrlich mildem Klima und duftenden Kiefernwälder unzählige Touristen an.

Etwas ruhiger geht es an den Sandstränden des Dorfes Toila am Finnischen Meerbusen zu. Die kleine idyllische Ortschaft verfügt nicht nur über herrliche Sandstrände, sondern auch über einen weitläufigen, kunstvoll gestalteten Park, der als Gartenanlage des Schlosses Oru im späten 19. Jahrhundert entstand.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist auch das Nonnenkloster Pühitsa in dem winzigen Dorf Kuremäe, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Pühitsa ist das einzige orthodoxe Nonnenkloster in ganz Estland und umfasst eine prachtvolle Kirche mit fünf Kuppeln, die hölzernen Wohnhäuser der Nonnen und einige pittoreske alte Häuser mit smaragdgrünen Dächern, die einst ein Altenheim, ein Krankenhaus und andere Einrichtungen beherbergten. Besucher baden hier zu jeder Jahreszeit in einer heiligen Quelle und können die gastfreundlichen Nonnen bei der Ikonenmalerei, Buchbinderei und anderen traditionellen Handwerkskünsten beobachten.

Wer nach Narwa kommt, unternimmt nicht nur eine faszinierende Reise durch verschiedene Epochen der Geschichte einer wichtigen baltischen Handelsstadt, sondern erlebt auch einen einzigartigen Schmelztiegel, in dem unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen. Die malerische Umgebung bietet mit ihren idyllischen Naturlandschaften, ursprünglichen Küsten und romantischen kleinen Dörfern viele Gelegenheiten, die ländliche Seite Estlands von Narwa aus zu erkunden. Die östlichste Grenzstadt des Landes ist daher das ideale Reiseziel für Menschen, die im Urlaub sowohl Architektur und Kultur als auch erholsamer Tag inmitten der unberührten Natur verbringen möchten.

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