Sibiu (Hermannstadt). Beeindruckende Metropole mit vielen Gesichtern

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Um Rumänien kennenzulernen, gehört eine Reise nach Sibiu zu den eindrucksvollen Erlebnissen. Ihre Heimat präsentieren die gastfreundlichen Bewohner im harmonischen Miteinander unterschiedlicher Kulturen, Sprachen und Religionen. Die Hauptstadt von Siebenbürgen überzeugt mit Sehenswürdigkeiten, Naturschönheit und Geschichte(n).

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Wissenswertes zur Namensvielfalt der Metropole

Wer die mittelalterliche Stadt am Rand der Südkarpaten besucht, wird auf dieser Reise mitten ins Herz Rumäniens geführt. Vermutlich 1147 gegründet und 1191 erstmals urkundlich erwähnt, trägt die älteste Siedlung von Siebenbürgen bis heute viele Namen. So heißt Sibiu auf Deutsch Hermannstadt und auf Ungarisch Nagyszeben. Von Praepositum Cibiniensem ist in lateinischen Schriften zu lesen.

Ab 1223 wurde das Dorf zu Ehren des Kölner Erzbischofs Hermann II. auch Villa Hermanni genannt. Hermestatt findet im Sprachgebrauch der Siebenbürgisch Sachsen Verwendung. Die Bezeichnung Märtyrerstadt geht auf eine blutige Auseinandersetzung mit der rumänischen Regierung zurück, bei der 1989 mehr als 90 Bewohner ihr Leben verloren. Als offizieller Name gilt heute Sibiu/Hermannstadt. 
 

Die wechselvolle Geschichte von Hermannstadt

Auf einer Reise durch die Metropole lassen sich viele zweisprachige Namensschilder entdecken. Denn nach den Römern ließen sich Siedler aus der Moselregion Deutschlands in der heutigen Oberstadt auf einem Hügel über dem Fluss Zibin nieder. Im Jahr 1241 wurde die Siedlung von den Mongolen zerstört. Nach dem Wiederaufbau erhielt Sibiu im 14. Jahrhundert das Stadtrecht, nannte sich fortan Hermannstadt und entwickelte sich zu einem weltweiten Handelszentrum. Aus dieser Zeit stammt eine der größten Stadtmauern Siebenbürgens, die in der historischen Altstadt mit Türmen und Toren teilweise erhalten blieb und zu den einmaligen Sehenswürdigkeiten einer Reise nach Sibiu zählt.

Trotz mehrfacher Belagerung gelang es den Türken nie, die Befestigungsanlagen zu überwinden. Einzig einem ungarischen Fürsten war es möglich, Sibiu zu plündern. Um 1500 galt die Stadt als politisches Zentrum der Siebenbürgen Sachsen, die als deutschsprachige Minderheit zugleich die älteste Siedlergruppe Osteuropas sind. Bis ins 19. Jahrhundert bestand ein Gesetz, dass sich Menschen anderer Nationen in Sibiu nicht ansiedeln durften. Erst mit der Zugehörigkeit von Siebenbürgen zu Österreich hob ein Erlass die damalige Regelung auf. Seitdem gehören Ungarn und Rumänen zur Bevölkerung. Bis 1918 war Sibiu durch die politische Neuordnung von Österreich-Ungarn der Regierung in Budapest unterstellt.

Nach dem Ersten Weltkrieg entschieden die Rumänen, dass Siebenbürgen künftig ein Teil ihres Landes werden soll. Inzwischen ergänzen Roma, Serben, Slowaken und Ukrainer das Stadtbild der 147.000 Einwohner. Der Anteil an Deutschen in Sibiu beträgt heute etwa 2.000 Menschen, die eine Städtepartnerschaft zum hessischen Marburg und bayrischen Landshut pflegen. Einmal pro Woche erscheint eine deutschsprachige Zeitung. Vor Ort befinden sich deutsche Kindergärten und Schulen.

Das Abitur am Brukenthal-Lyzeum findet Anerkennung bei einem Studium in Deutschland. Das Deutsche Kulturzentrum bietet pro Jahr zahlreiche Veranstaltungen, die von Ausstellungen über Theateraufführungen bis zu Sprachkursen reichen. 
 

Welche Persönlichkeiten die Stadt hervorbrachte

Seiner strahlenden Karriere am Wiener Hof verdankt es Baron Samuel Brukenthal, dass er 1777 zum Gouverneur der Provinz Siebenbürgen berufen wurde. Seine ehemalige Residenz in Sibiu beherbergt das heutige Brukenthal-Museum. Die Kunstgegenstände und Bücher der berühmten Sammlung gehören zu den regionalen Kostbarkeiten.

1778 eröffnete Martin Hochmeister Senior die erste Buchhandlung von Hermannstadt. Später richtete er eine Bibliothek ein. Er war Herausgeber des Theatral Wochenblattes. Nach seinem Tod übernahm Sohn Martin Hochmeister Junior den Verlag mit Druckerei und wurde 1817 zum Bürgermeister gewählt.

Zu den größten Persönlichkeiten von Sibiu zählt Carl Wolff, der im 19. Jahrhundert das Siebenbürgisch Deutsche Tagblatt ins Leben rief, den Siebenbürgischen Karpaten-Verein gründete, Parlamentarier in Budapest und Direktor der örtlichen Sparkasse war. Er unterstützte den Bau eines Elektrizitäts- und Wasserwerkes, sowie der Eisenbahn.

Als einer der größten französischsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gilt Emil Cioran aus Sibiu. Hermann Oberth war Mitglied in dreißig wissenschaftlichen Gremien und astronautischen Gesellschaften. Seine Forschungen zur Weltraumtechnologie sind vielfach ausgezeichnet. 
 

Wie die religiöse Vielfalt den Alltag von Sibiu prägt

Besucher begegnen auf einer Reise nach Hermannstadt vielen Kulturen und Religionen, die ein friedliches Zusammenleben in entspannter Atmosphäre gestalten. Neben katholischer, orthodoxer, reformierter und evangelischer Religionszugehörigkeit leben gegenwärtig 20 Bewohner des jüdischen Glaubens in Sibiu.

Bis 1930 waren 1.309 Juden ansässig. Anders als im nördlichen Siebenbürgen, das damals zu Ungarn gehörte, blieb die jüdische Bevölkerung in Hermannstadt von einer Deportation verschont. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm im kommunistischen Antisemitismus der Anteil an Juden stetig ab. In diesem Zeitraum wurden zahlreiche jüdische Kulturgüter in Sibiu unwiederbringlich zerstört. Es ist dem Einsatz eines Stadtarchitekten zu verdanken, dass die prachtvolle Synagoge erhalten blieb.

Kürzlich unternahmen Gäste aus elf Ländern eine Reise nach Hermannstadt, um an den internationalen Tagen der EuroJudaica teilzunehmen. Sie bereicherten die Metropole mit Kunstausstellungen, Vorträgen, Literatur, Konzerten, Musik und Tanz.

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Siebenbürgen Rundreise

Die wunderschöne, sanft gewellte Landschaft die von hohen Gebirgen eingerahmt wird und noch heute den Hauch der Siebenbürger Sachsen atmet, bezaubert wohl jeden Reisenden.

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Die einzigartige Kulturmetropole Siebenbürgens

Wer nach Sibiu reist, wird von der Vielfalt an kulturellen Angeboten begeistert sein. Darin hat sich die facettenreiche Stadt weltweit einen Namen erarbeitet, den die EU mit der Ernennung zur Kulturhauptstadt 2007 würdigte. So ist die Metropole jeweils im Juni Gastgeberin eines Internationalen Theaterfestivals, dem drittgrößten seiner Art in Europa. Über die Stadtgrenzen von Sibiu hinaus haben das Radu-Stanca-Nationaltheater, die Hermannstädter Philharmonie und das Hermannstädter Ballett, sowie das Kinder- und Jugendtheater Gong einen hohen Bekanntheitsgrad.

Das Freilichtmuseum Astra gewährt einen interessanten Einblick in das traditionelle Landleben der Region. In direkter Nachbarschaft befindet sich im Park Junger Wald ein Zoologischer Garten. Im Hermeshaus von Sibiu präsentiert das einzige Ethnologische Museum Rumäniens einen wahren Schatz an Ausstellungsstücken aus Asien, Afrika und Lateinamerika. In den ehemaligen Fleischerlauben ist das Volkskundemuseum der Siebenbürgisch Sachsen zu empfehlen. Liebhaber sakraler Kunst werden im Teutsch-Haus fündig. 
 

Das Sehenswerte von Sibiu entdecken

Ober- und Unterstadt waren einst von drei Befestigungsanlagen geschützt. Mittlerweile ist das historische Zentrum der Oberstadt mit lebhafter Fußgängerzone und malerischen Plätzen aufwendig restauriert. Als weitläufigster Platz in Sibiu gilt der Große Ring, umsäumt von prächtigen Gebäuden wie dem barocken Brukenthal Palais und dem Blauen Stadthaus. Zum architektonischen Ensemble gehören das Generalhaus, Hallerhaus, Katholische Pfarrhaus und Weidner-Reussner-Czekelius-Haus.

Am Kleinen Ring zählt der Ratturm zu den Wahrzeichen von Sibiu. Bei guter Sicht reicht sein faszinierender Ausblick bis zu den Karpaten. Um die Hermannstädter Lügenbrücke ranken sich viele Geschichten. Die schönste Brücke Rumäniens und die älteste gusseiserne Liegebrücke Südosteuropas wurden 1860 erbaut. Der Volksmund besagt, dass das Bauwerk einstürzt, sobald es von einem Lügner betreten wird. Den Kleinen Ring prägen die Arkaden der Fleischerlauben, sowie das Hermeshaus und der Freskensaal.

Am oberstädtischen Huetplatz steht das älteste Bauwerk von Sibiu, der Sagturm aus dem 13. Jahrhundert. Über eine Treppe - die Sagstiege - sind die oberen und unteren Stadtteile miteinander verbunden. Seitlich führt ein Bogengang zum Bußwinkel. Das Gässchen verläuft entlang des evangelischen Stadtpfarrhauses. Jeden Freitag bietet der Huetplatz einen quirligen Markt mit regionalen Produkten. In der Oberstadt befinden sich alle kirchlichen Bauwerke von Sibiu. An den vier Ecktürmen erkennbar, gehört die imposante evangelische Pfarrkirche zu den höchsten Sakralbauten. Ihren Innenraum gestaltet eine prunkvolle Orgel.

Zu den Besonderheiten der Altstadt zählen die vielen Dächer mit Gauben, die als Hermannstädter Augen bezeichnet werden. Ein Blick auf den mittelalterlichen Zimmermannsturm der Stadtmauer, sowie den Dicken Turm einer Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert sollte unbedingt zu einer Reise gehören. In exponierter Lage zur Lügenbrücke bietet das farblich markante Hotel Luxemburghaus eine stilvolle Übernachtungsmöglichkeit. 

Sibiu beeindruckt mit einem der schönsten Botanischen Gärten Rumäniens, dem Erlenpark. Mitten im Stadtzentrum lädt der idyllische Astrapark zum Verweilen ein. Zwei Naturreservate und sieben Naturparks umgeben das Reiseziel. Der 35 Kilometer entfernte Kurort Hohe Rinne/Paltinis ist der älteste und höchstgelegene des Landes. 
 

Die kulinarischen Geheimtipps erkunden

Im Laufe von Jahrhunderten inspirierten die Speisen Siebenbürgens die Esskultur Rumäniens. Daher lohnt es sich, Fußgängerzone und Großen Ring zu verlassen, um in den engen Gassen von Sibiu ein gemütliches Café oder uriges Restaurant aufzusuchen. Wer auf seiner Reise die Küche der Siebenbürgen Sachsen im deftigen Original kennenlernen möchte, findet im Restaurant Kon Tiki gleich das passende Interieur dazu. Allerdings trifft die Speisekarte mit landestypischer Zubereitung von Innereien nicht jeden Geschmack.

Für weniger Wagemutige eignet sich stattdessen ein Krautwickel mit Maisbrei. Flohmarktbegeisterte wird es ins Café Pardon von Sibiu ziehen. Hier sitzen die Gäste an alten Nähmaschinentischen und bestaunen bei einer Limonade Postkarten, die zu Hunderten von der Decke hängen. Verführerisch sind die Gebäckkringel und Teigtaschen, die in vielen Straßenbäckereien der Altstadt angeboten werden. Teekenner genießen das frisch aufgebrühte Getränk am besten im Tea Spot Café.
 

Das pulsierende Herz Siebenbürgens spüren

Auf außergewöhnliche Weise vereinen sich in Sibiu rumänische und deutsche Kultur, Geschichte und Gegenwart miteinander. Bis heute ist Hermannstadt als eine impulsgebende und treibende Kraft Europas zu verstehen. Eine Reise in die einzigartige Metropole bietet unvergessene Momente, die von Naturerlebnissen und Legenden begleitet sind. Sibiu eignet sich in jeder Jahreszeit zu einem Besuch!

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